Was bewegt mich in Zeiten von Corona?
Es gibt einen Zukunftskreis bei artop, der sich regelmäßig trifft und sich dabei mit Fragen zur Zukunft von artop, der Gesellschaft, der ganzen Welt oder auch mit Themen wie Trends/Gegentrends oder Nachhaltigkeit beschäftigt. In dieser herausfordernden Zeit hat der Kreis drei Fragen an sich selbst und andere Kolleginnen und Kollegen gestellt:
Was bewegt mich in Zeiten von Corona?
Was gibt mir Kraft?
Was ist meine Hoffnung?
Was bewegt mich?
Corona deckt auf: Die einen helfen Benachteiligten, andere hamstern oder klauen Schutzausrüstung. Politiker einigen sich über Parteigrenzen hinweg auf notwendige Maßnahmen, andere polarisieren weiter und Populisten und Autoritäre zeigen ihre selbstgerechte Ignoranz.
Was gibt mir Kraft?
Die Lebenserfahrung auf dem Hintergrund unserer Situation: Im Vergleich zu früher und zu anderen Ländern geht es Freunden, Verwandten und uns selbst relativ gut. Und persönlich gibt es manchmal schmerzliche Erfahrungen, aber immer wieder auch sehr positive.
Was ist meine Hoffnung?
Corona macht eine Reihe von Problemen bei uns und auf der ganzen Welt deutlicher sichtbar, so dass sie entschiedener angegangen werden und durch mehr Kooperation besser bewältigt werden können.
Was bewegt mich?
Wie werden wir in zwei Jahren auf diese Zeit zurückblicken? Was entsteht aus dieser globalen Erfahrung, was setzt sich durch und was verblasst?
Was gibt mir Kraft?
Meine Beziehungen und der Humor.
Was ist meine Hoffnung?
Dass Solidarität als Idee nun ganz neu aufgeladen ist und unser politisches persönliches Handeln in Zukunft viel stärker inspirieren könnte.
Was bewegt mich?
Innerhalb weniger Wochen hat sich die Welt, in der wir leben, wesentlich verändert. Mich bewegt es, wie diese Welt mit ihren vermeintlichen Gewissheiten sprichwörtlich aus den Angeln gehoben wurde und ich beobachte mit Staunen, wie sie sich trotzdem weiter dreht.
Was gibt mir Kraft?
Mir gibt es Kraft zu sehen, was trotz aller Herausforderungen Bestand hat und vielleicht noch gestärkt wird: Beziehungen, Fürsorge und Verantwortung füreinander. Durch großes Engagement und kreative Anpassungsfähigkeit werden neue Lösungen für diese ungewöhnliche Situation gefunden. Darin sehe ich Chancen und das stimmt mich zuversichtlich. Und ich bin dankbar dafür, dass es mir und den Menschen in meinem näheren Umfeld gut geht.
Was ist meine Hoffnung?
Die aktuelle weltweite Situation bildet einen Einschnitt, der einer Zäsur gleichkommt und die Welt verändern wird. Meine Hoffnung ist, dass die sich ergebenden Chancen genutzt werden, die kreativen Lösungen und Unterstützungsangebote fortbestehen und eine neue Achtsamkeit entsteht.
Was bewegt mich?
Wie ich die immer wechselnde Gegenwart wahrnehme und damit in Resonanz gehe. Alles ist neu, fast wie ein intensives Retreat, bei dem ich mich permanent beobachten kann. Dieses Mal findet es weltweit statt. Dabei erlebe ich neue Formen von Kontakt und von Zugewandtheit - diese können erstaunlicherweise auch digital recht intim sein. Trotzdem strengt es an. Macht mich traurig. Ich vermisse mein aktives Leben in vielen Beziehungen und kann es gerade viel mehr schätzen. Mittlerweile bewegt mich sehr, wie sich unsere gesamte Weltlage verändern könnte...
Was gibt mir Kraft?
Ich habe meinen Weg zurück in die Musik gefunden. Die gibt mir sehr viel Kraft. Und natürlich geben mir alle künstlerischen Darstellungen aus den Medien Kraft: Die singenden Italiener, die Familien, die zu Hause musizieren, die indische Frau, die für ihre Gemeinde betend singt und José Carreras neulich auf dem Balkon...das geht mir unter die Haut. Und natürlich alle Austausche in allen Formen. Ich bin ein soziales Wesen. Ganz klar!
Was ist meine Hoffnung?
Das wir nach der Krise als Menschen auf der Erde neu zusammenkommen: Sensibel, liebevoll, klug.
Was bewegt mich?
Das Verhältnis von Mensch und Gott, von Leben und Tod, von Vertrauen und Angst, von Sinn und Leere und von Freiheit und Sicherheit.
Was gibt mir Kraft?
Der Frühling, die Lebenslust, gute Verbindungen, Vater Sein, Sohn Sein, Freund Sein, Liebe und Gottvertrauen.
Was ist meine Hoffnung?
Einsicht und Zuversicht, Aufwachen und Auferstehung.
Was bewegt mich?
Mein Beruf ist ein Kontaktberuf und das ist genau das was mir daran viel Freude bereitet und wirksam ist. Nun besteht ein Kontaktverbot.
Was gibt mir Kraft?
Die Natur – die jetzt im Frühling so kraftvoll ist.
Was ist meine Hoffnung?
Meine Hoffnung ist, dass die Krise uns innehalten lehrt und uns neue nachhaltige und gerechte Perspektiven auf unsere Welt gibt.
Was bewegt mich?
Ich bin mit meinen Gedanken bei den Menschen im überfüllten Flüchtlingslager Moria, die unter katastrophalen hygienischen Bedingungen der Pandemie entgegenschauen müssen.
Was gibt mir Kraft?
Sonne im Gesicht, Buch in der Hand.
Was ist meine Hoffnung?
Meine Hoffnung ist, dass die solidarische und positive Stimmung in meinem Kiez anhält. Die Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft und die gegenseitige Unterstützung der kleinen Unternehmen ist herzerwärmend und macht Freude beim täglichen Spazieren. Die Frage „Wie geht’s dir?“ ist hier grad keine Floskel, sondern ernst gemeintes Interesse.
Was bewegt mich?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich immer mal wieder den Fragen nach dem SINN des Lebens / SINN meines Lebens und aktuell staune ich über die Veränderungen der Bedeutung dieser SINNFRAGE in der öffentlichen Rezeption im Kontext radikaler Rahmenbedingungen. Einige spannende Gedanken dazu finden sich im Gespräch von Harald Welzer mit Anja Reschke (NDR – After Corona Club).
Ich habe neue Musik für mich entdeckt und alter Musik wieder neu zugehört. Zwei neue Stimmen möchte ich hier stellvertretend nennen … als Entdeckung empfehle ich die wunderbaren kurzen Studiokonzerte mit Interviews bei KEXP aus Seattle: Aldous Harding und Hannah Reid von London Grammar.
Was ist meine Hoffnung?
Ein anderes Zusammensein, mit anderen Werten und Wichtigkeiten, kein Höher, Schneller, Weiter mehr – eine Fokussierung auf etwas Wesentliches… Eine Idee davon gibt Matthias Horx im Gespräch mit Anja Reschke (NDR – After Corona Club).
Was bewegt mich?
Mich bewegt erstaunlich viel die Verwaltung der Krise: Home schooling, Haushalt, Kundentermine verschieben, neue Angebote stricken, Videokonferenzen am laufenden Band. Ich komme kaum dazu, die vielen kostenfreien Kulturangebote (berlinalive.de) wahrzunehmen, neue Bücher, Podcasts und Serien (Warten auf’n Bus) für mich zu entdecken oder ein weiteres Publikationsprojekt zu beenden. Es ist erstaunlich stressig, sozial distant zu leben.
Was gibt mir Kraft?
Meine Familie, die wenigen Verabredungen mit Freunden und meine Kolleginnen und Kollegen bei artop. Es ist schön zu sehen, dass unsere jeweiligen Banden belastbar sind und nicht so schnell zerbrechen.
Was ist meine Hoffnung?
Meine Sorgen gelten weniger den Menschen in meinem direkten Umfeld als meinen Freunden in Südafrika und in Guatemala. Aus dieser Perspektive hat die Welt ironischerweise großes Glück, dass COVID19 die westliche Welt in aller Heftigkeit erreicht hat. Jetzt wird die geballte Wirtschafts-, Finanz- und Forschungsmacht aktiviert. Ich habe große Hoffnung, dass wir am Jahresende mit Schnelltests, Medikamenten und vielleicht sogar einem Impfstoff ausgestattet sind.
Was bewegt mich?
Es sind Fragen wie : was kann man jetzt dafür tun, damit „Besser - Größer – Schneller – Leistungsfähiger“ nie wieder der Maßstab in unserer Gesellschaft wird? Oder: Findet sich (hoffentlich) ein Zusammenhang zwischen der hemmungslosen Ausbeutung unseres Planeten und dem Ausbruch einer auf den Menschen bezogenen Pandemie?
Was gibt mir Kraft?
Die Liebe von und zu meinen Töchtern, die grade eine ganz neue Qualität erreicht, Sonnenstrahlen und Frühlingserwachen, meinen Balkon bepflanzen und das Wachsen zu genießen, zu wissen, dass ich Zeit habe.
Was ist meine Hoffnung?
Ich sehe jetzt ganz deutlich den Unterschied zwischen den Generationen. Durch die Gespräche mit meinem 87jährigen, weisen Vater und mit meinen z.T. traurigen oder genervten, aber auch unermüdlich nach kreativen Auswegen suchenden Teenager-Kindern schöpfe ich Hoffnung, zum Beispiel dass meine erste Frage Gehör findet.
Was bewegt mich?
Mich beschäftigt das Offene der Situation und die Unübersehbarkeit der Risiken. Wo werden sich neue Konflikte auftun, wo neue Bündnisse entstehen? Die schwierigere Phase liegt noch vor uns.
Was gibt mir Kraft?
Der intensive Austausch über digitale Medien ist anstrengend, aber vermittelt mir das Gefühl, dass alle eingebunden sind. Die Verbundenheit mit den von mir geliebten Menschen. Der Blick aus dem Fenster in das zarte Grün der Bäume.
Was ist meine Hoffnung?
Ich hoffe auf die gruppenübergreifende Lernfähigkeit unserer Gesellschaften und auf den Zusammenhalt Europas (Flashmob Nürnberg 2014).